Lyla Khan arbeitet seit Februar 2018 als Verwaltungsleiterin bei der Einwohnergemeinde Biberist. Im Gespräch mit Crossiety gibt die gebürtige Biberisterin Auskunft zu den Herausforderungen der Gemeindekommunikation im 21. Jahrhundert – und erklärt, wieso Gemeinden die Digitalisierung als Chance sehen sollen.

Crossiety für Gemeinden

Mit welchen Kommunikations-Problemen kämpfen Gemeindeverwaltungen im 21. Jahrhundert?

Die Kommunikation in Gemeinden ist konservativer als in der Privatwirtschaft. Die Phrase “Tue Gutes und sprich darüber” ist in Gemeindeverwaltungen noch nicht verankert. Dies hat auch mit dem öffentlichen Auftrag und den bestehenden Strukturen zu tun. Doch müssen Gemeinden wieder näher an die Einwohnerinnen und Einwohner kommen, was mit einer konservativen Ausrichtung nicht möglich ist.

Worin besteht die Aufgabe einer Gemeinde in der schnelllebigen Gesellschaft wie wir sie heute haben?

Die Hauptaufgabe ist es, alle Interessengemeinschaften einer Gemeinde zu bedienen. Und dies hat sich durch die Digitalisierung drastisch verändert. Die Gemeinschaften werden immer unterschiedlicher, was es für Gemeinden immer schwieriger macht, sie zu erreichen. Mit der herkömmlichen Kommunikation ist das bereits heute nicht mehr möglich.

Und hier kommt die digitale Kommunikation ins Spiel.

Das ist richtig. Die digitale Kommunikation geht über die Schalteröffnungszeiten hinaus. So können wir wieder näher bei den Leuten sein und kundenfreundlicher werden. Denn der Anteil der online-versierten Personen steigt und steigt. Gleichzeitig haben die Personen immer weniger Zeit, während unseren Öffnungszeiten vorbeizukommen.

Davon ist nicht nur die Kommunikation betroffen. Wir bieten bereits verschiedene Prozesse online an, damit die Einwohnerinnen und Einwohner beispielsweise Wohnsitzbestätigungen auch ausserhalb unserer Öffnungszeiten beziehen können. In diesem Bereich gibt es noch grosses Potenzial, das wir in Zukunft ausnutzen wollen.

Bild: Das Gemeindehaus in Biberist

Wovor schrecken gewisse Gemeinden noch zurück, wenn es um den Schritt zur digitalen Kommunikation geht?

Das Problem ist es, dass es kein “entweder oder” gibt – entweder digital oder nicht. Es gibt nur ein “und”. Wir können nicht von einem auf den anderen Tag alle herkömmlichen  Kommunikationskanäle abschalten. Denn es ist unsere Pflicht, alle Interessengemeinschaft zu erreichen, auch die nicht digitalen. So läuft es darauf hinaus, dass Gemeinden beide Kommunikationswege gehen müssen. Dies hört sich nach Zusatzaufwand an, den vielleicht nicht alle betreiben wollen. 

Aber?

Die digitale Kommunikation kann vor allem auch an den Schaltern für grosse Entlastung sorgen. Wenn Standard-Informationen und -Prozesse digital abgewickelt werden können, haben die Personen am Schalter wieder mehr Zeit für die Beratung von Spezialfällen.

Zudem bietet die digitale Kommunikation eine Plattform, um mehr als nur die amtlichen Entschlüsse zu kommunizieren. Wir wollen den Einwohnerinnen und Einwohnern einen Einblick geben, was wir auf der Gemeinde alles machen und für was wir uns einsetzen. So können wir den Personen interessantere Inhalte liefern und aufzeigen, dass Innovation auch auf einer Gemeinde möglich ist.

Was hat sie dazu bewogen, den digitalen Dorfplatz von Crossiety in Biberist einzuführen?

Wir haben verschiedene Plattformen evaluiert und getestet, um den Einwohnerinnen und Einwohner einen Ort der Vernetzung zu bieten. Wir überlegten uns auch, eine eigene App zu entwickeln. Doch Crossiety überzeugte uns mit der Möglichkeit, auch andere Gemeinden der Region mit einzubeziehen. Damit kann die regionale Vernetzung gefördert werden und die grössere Anzahl von Nutzerinnen und Nutzern steigert den Informationsgehalt der Plattform.

Zum digitalen Dorfplatz

Es gäbe ja auch Facebook und weitere soziale Medien. Welche Vorteile bietet Ihnen die Plattform von Crossiety?

Der grosse Vorteil gegenüber anderen sozialen Plattformen ist der lokale Aspekt. So erreichen wir wirklich diejenigen Personen, die wir wollen. Zudem ist der digitale Dorfplatz kein Informationskanal der Gemeinde für die Einwohnerinnen und Einwohner, sondern eine Plattform von allen für alle. Jede und jeder kann partizipieren. Er vernetzt die verschiedenen Gemeinschaften der Gemeinde, womit wieder ein stärkeres Miteinander entsteht.

Wie sieht Ihre erste Bilanz aus?

Der digitale Dorfplatz ist genau das, was wir gesucht haben. Die Herausforderung ist es, die Personen dazu zu bringen, dass sie sich auf der Plattform registrieren und selber auch aktiv Beiträge posten. Die Plattform lebt von den Nutzerinnen und Nutzern. Deshalb nutzen wir jede Gelegenheit, den Leuten Crossiety vorzustellen. Sei es an der Generalversammlung des Gewerbevereins, dem Vereinskonvent oder an den Anlässen für die Neuzuzüger: Crossiety spielt immer eine Rolle. Auch mit den umliegenden Gemeinden sind wir im Gespräch, um den regionalen Aspekt noch mehr zu fördern.

Lyla Khan, Verwaltungsleiterin Einwohnergemeinde Biberist

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